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Das kranke Gesundheitssystem

Anregung und Kritik erwünscht

Als steter Streiter gegen ein in meinen Augen ungerechtes Gesundheitssystem, dessen Gewinner die Krankenkassen und dessen bedauerliche Opfer die Patienten sind, freue ich mich über jede Form von Zustimmung, Ratschlag, Anregung oder Kritik. Ich wünsche mir nur, dass bei aller nachvollziehbarer Emotion der gute Ton in schriftlichen Beiträgen die erste Geige spielt.

Dr. Christian Nunhofer

Nützliches vom 30-jährigen Krieg

Das Allerletzte Posted on 04 Dez, 2017 07:42:03

Momentan lese ich mit Begeisterung Herfried Münklers neuen Wälzer: „Der Dreißigjährige Krieg: Europäische Katastrophe, deutsches Trauma 1618-1648“. Gerade bin ich bei der Schlacht am Weißen Berg und habe gelernt, dass eine menschliche Eigenschaft offenkundig zeitlos unrichtig ist: Sparsamkeit am falschen Fleck!

Sie erinnern sich? Die Truppen des pfälzischen Kurfüsten und frisch gekürten böhmischen Königs Friedrich waren zwar numerisch etwas unterlegen, hätten aber wegen der wesentlich besseren Stellung oben auf dem Weißen Berg gegen Tillys Verbände siegen können, wenn sie nicht dermaßen demotiviert gewesen wären!

Erst protzen, dann knausern

Mit Sold gingen die böhmischen Kriegsherren nämlich knauserig um. Die katholische Liga und die Österreicher ließen mehr springen, was sich positiv auf den frontalen Bewegungsdrang ihrer Soldaten auswirkte. So manch armen Teufel von Friedrichs Gnaden mag es sauer aufgestoßen haben, als er beim Blick auf sein karges Salär an den kurz zuvor erfolgten prunkvollen Einzug des neuen böhmischen Königs Friedrichs in Prag dachte. Ein Brimborium, bei dem Geld keine Rolle spielte.

Der Fortgang der Geschichte ist bekannt: Friedrichs Herrschaft in Prag war nach der Schlacht gleich wieder beendet. Wegen seiner kurzen Zeit als Regent wurde er fortan der „Winterkönig“ genannt.

Ab ins Forum

Kommen wir nun zum geschlossenen Ärzteforum „Coliquio“. Dort gibt es derzeit einen Thread über das Für und Wider grüner Rezeptformulare im Vergleich zu Privatrezepten. Alles dreht sich um Verordnungen von Medikamenten für Kassenversicherte, die „auf Kasse“ nicht verordnet werden dürfen.

Ein mitschreibender Allgemeinarzt bringt es auf den Punkt: „Grüne Rezepte erhalten Sie kostenlos, Privatrezepte müssen Sie kaufen“. Grüne Rezepte seien oft Geschenkartikel der Pharmaindustrie, wenn nicht verordnungsfähige Präparate beworben würden.

Der Pfennig ist keinen Cent wert

„Wer den Pfennig nicht ehrt, ist den Taler nicht wert“ heißt ein altes Sprichwort aus meiner frühen Jugend. Der berühmte Börsenspezialist André Kostolany hat den Spruch aber bereits sinnvoll verdreht: „Wer den Pfennig ehrt, ist die Mark nicht wert!“

Der Gehalt der Aussage des mahnenden Mediziners lässt tief blicken in die Krämerseelen der deutschen Ärzteschaft: Da wird wegen der Kosten für (selten verwendete) grüne Rezeptformulare um den Pfennig gefuchst – aber Quartal für Quartal gottergeben hingenommen, dass tausende von Euro mit der Zauberformel „Überschreitung des Honorarbudgets“ schlicht ersatzlos gestrichen werden. Für reell geleistete und abgerechnete Arbeit, wohlgemerkt!

Sklaven, vereinigt euch!

Liebe Kolleginnen und Kollegen Kassenarztsklaven! Vielleicht solltet Ihr euch endlich auf das Wesentliche konzentrieren und einen neuen Verband mit konsequenten, KV-, Kammer- und sonstigen verbandsbefreiten Funktionären gründen:
Einen „Bundesverband für freie Kassenärztliche Vereinigungen“:

– für das Ende der Zwangsmitgliedschaft in der KV

– für eine Direktabrechnung Arzt-Patient.

– und für eine Durchsetzung der Interessen der Verbandsmitglieder mit Hilfe von renommierten Spitzenjuristen vor Gericht, erforderlichenfalls bis hin zu den Europäischen Gerichtshöfen.

Klotzen, nicht kleckern!

Anmerkung: Wenn Ihr meint, an den Juristen sparen zu müssen – dann lasst es lieber gleich ganz. Wer Pfennige – besser gesagt Cents – fuchst, kann heute wie damals auf dem Weißen Berg keinen Krieg gewinnen! Dann verzichte lieber jeder Medicus weiter Quartal um Quartal auf mehrere tausend Euro. Hauptsache: am grünen Rezept wird gespart!



Bayerns AOK hackt niemand nicht!

Das Allerletzte Posted on 01 Sep, 2017 10:52:55

Welch frohe Botschaft springt mir neulich auf der Homepage der AOK Bayern direkt ins Auge? „100 Prozent Schutz Ihrer Daten! Voller Schutz für Ihre persönlichen Daten – dank zertifizierter SSL-Verschlüsselung!“

Die Sensation! Nirgends jenseits des Weißwurst-Äquators ist sonst so viel IT-Sicherheit möglich! Wenn man spaßeshalber mal eine email an Deutschlands berühmte Hackervereinigung, den Hamburger Chaos Computer Club schicken will, ist man perplex, weil die mit allen Wassern gewaschenen Jungs und Mädels dort keine email mit Anhang akzeptieren: Fax bitte! Ein altes, konventionelles Fax! Wer, wenn nicht der CCC, weiß, wie der Hase läuft, frage ich mich da?

Da legst di nieder!

Bundestag, Kanzlerinnenhandy, direkter Draht von Scotland Yard zum FBI, das Pentagon, reihenweise Krankenhäuser, jeder zweite Betrieb in Deutschland etc. p.p.: alles kurz und klein gehackt. Aber unsere gute alte bayerische AOK hat alles im Griff. Da legst di nieder!

Mensch, die glücklichen Auserwählten könnten doch ihre Beiträge für Versicherte glatt abschaffen. Mit dem know how an Datenschutz sollte man leicht Versicherungsleistungen aus Lizenzeinnahmen durch Datenschutz-Knowhow finanzieren können!

Schaun wir mal…

Mal ganz im Ernst, liebe Freunde: Wenn ihr selber nicht ganz kapiert, wo die Schwachstellen einer SSL-Verschlüsselung liegen – und zwar beim Anwender – dann solltet ihr nicht mit vollmundigen Slogans dermaßen auf die Pauke hauen!

Wir reden weiter, wenn die ersten Patientendaten von euren Servern publik werden. Bin gespannt, wie lange sich das noch hinzieht.



Ilka Engers veritables Dementi?

Das Allerletzte Posted on 09 Aug, 2017 06:48:04

Da war also jemand nach mehreren entsprechenden in Facebook geäußerten Bitten so nett und hat mir die Facebook-Antwort von Ilka Enger auf meinen letzten Blogbeitrag kopiert. Selber lesen konnte ich den Text nicht, alldieweil mich die Dame seit Jahr und Tag gesperrt hat. Etwas erstaunt war ich daher schon darüber, dass Ilka Enger mich persönlich ansprach – wohl wissend, dass sie mich ob der Sperre nicht persönlich erreicht:

„Jetzt reicht es! Jetzt hat mich schon zum zweiten Mal ein Kollege gefragt, ob das Gerücht stimmt, das von einem ‚wohlmeinenden‘ Kollegen gestreut wird. Dieser Kollege mutmaßt auf Grund seiner blühenden Phantasie, dass ich von der KV nach meinem Ausscheiden einen Beratervertrag bekommen hätte und ein entsprechendes Honorar auf Kosten der Kollegen kassieren würde. So einen hanebüchenen Blödsinn habe ich ja wirklich noch nie gehört.

Glaubst Du wirklich…

Lieber Herr Christian Nunhofer, glaubst Du eigentlich wirklich, dass die KV den bayerischen Facharztverband als drittstärkste Fraktion in die Opposition setzen würde und jeden unserer Anträge kalt stellen würde, weil wir den Herrschaften im Namen unserer Wähler zu unbequem waren, wenn sie mir als ausgeschiedenem Vorstand dann gleichzeitig einen Beratervertrag anbieten würden?

Glaubst Du wirklich, dass sie mich dafür zahlen, dass ich bei jeder Gelegenheit ihre katastrophale Bereitschaftsdienstreform kritisiere und versuche, von den Kollegen Informationen darüber zu erhalten, was da derzeit alles schief läuft?

Glaubst Du wirklich, dass sie mir aus Dankbarkeit für die Veröffentlichung des Neubauergutachtens, welches sie viel lieber in den tiefen KV-Archiven verklappt hätten, ein Beraterhonorar zahlen? Manche Menschen würden deine Mutmaßungen als Symptom einer Paranoia werten, meinst Du nicht?“

Das explizite Nein fehlt

Na ja, das mit der blühenden Phantasie und der Paranoia passt nicht ganz – schließlich hat mir da jemand was gesteckt. Und so richtig misstrauisch wurde ich erst, als nach meinem Luftballon-Blogbeitrag vom 7. Mai „Transparenz hilft gegen Abkassierer“ so gar keine Reaktion kam – eben gerade nicht von den ärztlichen Basisverbänden wie dem BFAV.

Nun denn, Dein Text oben, liebe Ilka Enger, liest sich wie ein veritables Dementi, wenngleich das explizite „Nein, ich habe und hatte keinen Beratervertrag bei der KV Bayern“ fehlt. Und das mit den Beraterverträgen soll ja wohl ein spezielles Zuckerl sein für – hm, sagen wir mal: schwierige Ex-Vorstände. Ganz nach dem Motto: Hier dein Beratervertrag, und du erzählst nix Internes aus der Vorstandszeit weiter, gell?!

Beraterverträge: wer, wann, wie viel?

Ein Vorschlag zur Güte, um die Sache klipp und klar aus der Welt zu schaffen: Bekanntermaßen sind Deine Beziehungen zu Herrn Scholz, dem Chefredakteur des Ärztenachrichtendienstes „änd“ in Hamburg, exzellent. Auf Deine Bitte hin würde Herr Scholz sicherlich zum Thema „Beraterverträge: wer, wann, wie viel?“ eine Interview-Anfrage an Herrn Dr. Krombholz, den ersten Vorsitzenden der KV Bayern stellen.

Der sollte Bescheid wissen über eventuelle Dokumente dieser Art und dürfte kaum öffentlich irrige Auskunft geben – denn dann wäre er ja durch besser wissende Dritte erpressbar. Du kannst allein aufgrund Deines obigen Statements nur für ein solches Interview sein, um jeden Zweifel zu beseitigen – und da stehen ja noch die Namen Hoppenthaller und Munte im Raum.

Bringt Licht ins Dunkel

Außerdem sollten doch die Ärzte an der Basis wissen, was dran ist an den Gerüchten und was mit ihren Zwangsbeiträgen so alles passiert – oder eben nicht passiert. Wenn da allerdings nicht doch bloß ein bisschen giftiger Rauch ist, sondern echtes Feuer, und die KV die Interviewanfrage mit einer suspekten Standardfloskel à la „Es ist nicht unsere Aufgabe, zu jedem Gerücht Stellung zu nehmen“ abzuwiegeln versucht – ja, dann schlägt für Dich als Unbelastete die große Stunde und die des BFAV als Opposition in der Vertreterversammlung der KV Bayerns: Bringt Licht ins Dunkel und erklärt uns, wer von der KVB warum Beraterverträge bekommt. Einverstanden?



Nicht handeln und nur bluffen?

Das Allerletzte Posted on 25 Jul, 2017 08:44:34

Was „KV“ bedeutet, habe ich
an dieser Stelle schon öfter erklärt. Falsche Antworten sind
„Köchelverzeichnis“ (das Werkeverzeichnis Mozarts wird
zwar gängigerweise auch auch mit „KV“ abgekürzt) und
„Krimineller Verein“ … – hm, zu dieser Assoziation spare
ich mir jetzt einen Kommentar.

Nein, im Medizinerkontext steht KV
für
„Kassenärztliche Vereinigung“. Das ist die vom
Landesgesundheitsministerium ausgelagerte Abteilung, die unter der
Weisungsbefugnis just jenes Ministeriums steht, allerdings zu
hundert
Prozent von den niedergelassenen Ärzten finanziert wird, sich in
erster Linie darum kümmert, wie das Geld von den gesetzlichen
Krankenkassen an die Kassenärzte weiterverteilt wird, und sich
drei
Vorstände leistet, von denen jeder – zumindest in der KV Bayern –
mehr verdient als die Frau Bundeskanzlerin.

Eifrig aber untätig

Eine meiner berufspolitischen
Lieblingsgegnerinnen ist bekanntlich
Ilka Martina Enger – ehemals dritte Vorsitzende im Vorstand der KV
Bayern, aber nach den Neuwahlen im vergangenen Herbst im
Unterschied
zu ihren beiden Co-Vorständen nicht mehr in den Vorstand berufen.

Meine Aversion gegen die Dame rührt daher, dass sie die eifrige
Kritikerin des Systems gibt und sich so als Tribunin des
ärztlichen
Basisvolks geriert, aber stets alles an konkreten Handlungen
unterlässt, was dem System wirklich schaden könnte. Wer Beispiele
für ihr Nicht-Handeln haben möchte, wo Handeln geboten gewesen
wäre, kann gerne bei mir nachfragen.

Quasi eine Behörde

Unter uns gesagt ist solch eine KV
kein
hermetisch abgedichteter Verein. Das ist unmöglich bei so einem
großen Verwaltungsapparat, den diese quasi-Behörde, eine
„Körperschaft des öffentlichen Rechts“, mit sich bringt.
Nicht jeder mag jeden – und daraus, dass ich die KV und alle, die
dort schalten und walten für überflüssig halte, habe ich noch nie
ein Geheimnis gemacht.

Es handelt sich um einen riesigen Molch zur
Verschwendung von Beitragsgeldern der gesetzlich Versicherten.
Mein
Lösungsansatz: Direktabrechnung zwischen Arzt und Patient wie bei
Privatpatienten auch und die KVen wären überflüssig. Es herrschte
Transparenz bei der Abrechnung und es stünde mehr Geld für die
Patientenversorgung zur Verfügung.

Wahrheit oder böses Gerücht?

Jedenfalls hat mir anonym irgend
jemand
gesteckt, dass es bei der KV Bayern gang und gäbe sei,
abgehalfterte
Vorstände mit Schweigeg… – äh: Beraterverträgen zu beglücken.
Schlappe sechstausend Euronen im Monat. Wahrheit – oder böses
Gerücht?

Mal angenommen, Wahrheit: Tja, die Ex-Vorstände Axel und
Wolfgang zum Beispiel, die waren sich zwar einst spinnefeind, sind
jetzt aber richtige Freunde – zumindest auf Facebook, und wollten
nie
die KV abschaffen, auch wenn der Wolfgang für Hausärzte ein
Parallelsystem zur KV aufgezogen hat. Vielleicht müssen sie als
KV-Berater irgendwie zusammenarbeiten – wer weiß?

Auf der Lohnliste des Feindes?

Der Journalist Erich Neumann fragt mich am 21.06. auf Facebook:
„…ist es für Sie vorstellbar, dass Dr. med. Ilka Martina
Enger quasi auf der ‚Lohnliste des Feindes‘ steht, wenn Sie einen
Blick auf Ihr Handeln werfen?“ Im Hinblick darauf, dass Madame
eben gerade NICHT handelt, sondern nur tönt, drängt sich das „Ja“
als Antwort nahezu auf.

Besonders infam, dass selbige Ilka Enger
jüngst in ihrer „Hamburger Erklärung“ für die „Rückgabe
der Sicherstellung“ wirbt, was auf gut deutsch bedeutet: die
Abschaffung der KVen. Das kann sie wohl nicht ernsthaft wollen,
falls
sie wirklich gleichzeitig von der KV Bayern monatlich sechstausend
Euro kassiert, oder?

Nur ein weiterer Bluff?

Ist demnach diese „Hamburger Erklärung“
nur einmal mehr das, was ich Frau Enger seit langem unterstelle:
ein
weiterer Bluff zur Sedierung der ärztlichen Basis? Nun denn, Gott
sei Dank gibt es ja eine tatkräftige Opposition in der
Vollversammlung der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns, nämlich
den Bayerischen Facharztverband BFAV: Wäre doch gelacht, wenn es
dieser Truppe nicht gelänge, Licht ins Dunkel echter oder
vermeintlicher Beraterverträge zu bringen!

Und dann flugs die
externe Rechnungsprüfung eingeschaltet! Oder die Dienstaufsicht
beim
Ministerium? Halt, stopp, … zu der Truppe BFAV gehört ja
ausgerechnet Frau Enger … – da wird sozusagen die Böckin , äh:
Geiß zur Gärtnerin gemacht. Und jetzt?

„Unsichtbar machen“ wäre typisch

Na, wahrscheinlich läuft’s
richtig politisch: Nachdem mit dem Wolfi, dem Axel und der Ilka
die
Granden der großen Fraktionen des KV-Parlaments betroffen sind,
wird’s wohl auf die erste der bekannten „Fünf
Herrschaftstechniken“ hinauslaufen: „Unsichtbar machen„.
Dazu passt auch, dass auf den Blogbeitrag
so gar keine Reaktion erfolgt ist.

Spezifisch bayerisch ist das
Problem sicher nicht. Und Sie, das ärztliche Basisvolk? Claquieren
Sie Ilka Enger munter weiter, ganz im Geiste Diederich Heßlings?
Lassen Sie sich unverändert von ihr auf die Schippe nehmen und
entrichten Sie unverdrossen Ihren Beitrag an den BFAV oder wer
immer
es sonst nicht richten wird? Auf dass das System stabil bleibe von
nun an bis in Ewigkeit. Amen!



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