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Das kranke Gesundheitssystem

Anregung und Kritik erwünscht

Als steter Streiter gegen ein in meinen Augen ungerechtes Gesundheitssystem, dessen Gewinner die Krankenkassen und dessen bedauerliche Opfer die Patienten sind, freue ich mich über jede Form von Zustimmung, Ratschlag, Anregung oder Kritik. Ich wünsche mir nur, dass bei aller nachvollziehbarer Emotion der gute Ton in schriftlichen Beiträgen die erste Geige spielt.

Dr. Christian Nunhofer

Scheinbar immer kränker

Von Kranken und Kassen Posted on 15 Aug., 2015 07:24:27

Werden wir immer kränker? Gesetzlich Versicherte wissen normalerweise nicht, welche Leistungen ihr Arzt tatsächlich abrechnet. Sollten sie aber. Das Magazin ‚Plusminus‘ versuchte zu demonstrierten, wie Ärzte aus Gesunden psychisch Kranke machen. Indem sie Leistungen einfach falsch abrechnen. So rudimentär informierte die ARD-Sendung am 15.07. ihre Zuschauer. Die Konsequenz: Wenn jemand eine Lebensversicherung, Berufsunfähigkeitsversicherung etc. abschließen will, dann klappt das bisweilen nicht, weil der anfragenden Versicherungsgesellschaft von der Krankenkasse Diagnosen genannt werden, von denen der Versicherungsnehmer in spe nichts weiß. Schuld sind natürlich die bösen Ärzte, die Falschdiagnosen zur Falschabrechnung benutzen. Dermaßen einfach und reißerisch war die Botschaft von „Plusminus“. Wie sich denn Falschabrechnung in einem System mit recht knapp bemessenem Honorarbudget überhaupt lohnen kann – also einer in der Quartalssumme gedeckelten Vergütung – mit dieser Überlegung wollte man sich in der Sendung lieber nicht auseinandersetzen.

Dutzende Befunde normal

Fakt allerdings ist: Die Diagnosen der Patienten werden immer mehr, und zwar nicht nur in den Praxen, sondern auch in den Krankenhäusern. Arztbriefe, in denen die erste Seite des Texts die Auflistung von einem bis zwei Dutzend Diagnosen einnimmt, sind inzwischen gang und gäbe. Aber warum um alles in der Welt? Aus purer Schreiblust selbst den Nagelpilz am kleinen Zeh erwähnen? Sie ahnen es: Es geht um die Vergütung. Denn für bestimmte Diagnosen zahlen die Krankenkassen dem Arzt einen Bonus, (sh. Beitrag: „Wieviel ist Kassen der Patient wert?“ (blog.krankes-gesundheitssystem.com/#post5). Gemeint sind solche attestierten Leiden, für die besonders hohe Zuschüsse aus dem Gesundheitsfonds in Berlin anfallen. Sie erinnern sich? Der Gesundheitsfonds ist jener riesige Verwaltungsapparat, der den Kassen zuerst einmal alle Beitragseinnahmen abnimmt und sie gestaffelt nach der Schwere der Erkrankung der jeweiligen Versicherten an die Kassen zurückverteilt. Für eine Diagnose, die einer Kasse viel Geld aus dem Gesundheitsfonds bringt, erhält der Arzt wiederum von der Versicherung des Patienten einen Bonus, versteckt zum Beispiel in Leistungspositionen mit speziellem Betreuungsaufwand bei bestimmten, für die Kassen lukrativen Krankheiten.

Abhilfe? Eine „Patientenquittung“ empfiehlt Plusminus, also eine Art Rechnung mit Diagnosen-Nennungen an den Patienten, die der Patient freilich nicht bezahlen muss, denn das Bezahlen erledigt ja die gesetzliche Krankenkasse via Kassenärztliche Vereinigung. Eine typisch deutsche Lösung, finde ich: Haste ein Problem, vermehre den Verwaltungsaufwand zur Problemlösung! Meine Empfehlung hingegen: Eine Einheitskrankenkasse statt derer einhundertdreißig. Damit bräuchte es keinen Gesundheitsfonds zum Geldumverteilen mehr, ergo auch nicht mehr die Erzeugung besonders lukrativer Befunde für die Krankenkassen. Aber dann fällt doch die für den Versicherten ach so segensreiche Konkurrenzsituation zwischen den gesetzlichen Krankenkassen weg, höre ich es schon tönen. Diesen Wettbewerb gibt es realiter sowieso nicht. Die hundertdreißig Kassen gönnen sich nämlich ihren Spitzenverband, der durch zentrale Vorgaben aus der Berliner Zentrale verhindert, dass sich die Kassen in einem wirklichen Konkurrenzkampf gegenseitig weh tun. Und bei einer Einheitskasse wären nicht nur lukrative Diagnosen und der Gesundheitsfonds überflüssig – sondern der Wettbewerbsverhinderungs-GKV-Spitzenverband gleich dazu.

Es könnte einfach sein

Und warum soll ein Patient nicht wissen dürfen, was der Arzt bei ihm diagnostiziert und abrechnet? Doch, doch, soll er. Dann allerdings wie in jedem anderen Beruf – und so, wie es auch bei privat Versicherten funktioniert: Der Kunde erhält eine Rechnung mit genauer Auflistung von Diagnosen und abgerechneten Leistungen, überweist sie dem Dienstleister und reicht sie bei seiner Kasse ein. So einfach könnte es sein!



e-card öffnet Betrügern Tür und Tor

Von Kranken und Kassen Posted on 09 Juli, 2015 10:07:07

Ich behaupte ja schon immer, dass die
Elektronische Gesundheitskarte – kurz EGK oder e-card genannt – Tür
und Tor öffnet, um die Gesundheit der Patienten durch unbefugte,
aber interessierte Dritte auszuspionieren. Allerdings – so dachte ich
mir – sind recht gute Kenntnisse als Hacker wohl unabdingbare
Voraussetzung, um in aufwendig geschützte Computer der Krankenkassen
oder der Kassenärztlichen Vereinigungen eindringen zu können. Ein
unbedarfter Hinz oder Kunz schafft das nicht! Da war ich mir ziemlich
sicher.

Weit gefehlt! Das ZDF bewies das
Gegenteil. Vor einer guten Woche im „Heute Journal“, also
vor einem Millionen-Publikum. Verpasst? Den Beitrag können Sie sich
immer noch in der ZDF-Mediathek ansehen:

http://www.zdf.de/ZDFmediathek/kanaluebersicht/aktuellste/228#/beitrag/video/2433260/Daten-Klau-durch-die-Gesundheitskarte

So einfach geht das also: Anruf bei der
„Gesundheitskasse“ genügt, Sie geben sich als Person Ihrer
Wahl aus, behaupten, umgezogen zu sein, nennen Ihre vermeintlich neue
Adresse, und schwuppdiwupp bekommen Sie eine neue Karte des
Individuums, dessen Gebrechen Sie interessieren, nach Hause
geschickt. Dort können Sie sich mit den Daten auf der Karte in die
AOK-Datei einloggen. Diagnosen, Arztbesuche, Verordnungen – das alles
studieren Sie equem auf dem Sofa. Und besondere EDV-Kenntnisse?
Vollkommen überflüssig!

Für manche Leute pures Gold

Für Lebensversicherer zum Beispiel
sind solche Informationen pures Gold. Abschluss einer
Berufsunfähigkeitsversicherung als Selbständiger, die immer mit
einer Lebensversicherung gekoppelt ist? Hm, da steht in Ihren
Krankenversicherten-Daten was von Multiplen Nävi (= zahlreichen
Muttermalen, die ein erhöhtes Hautkrebsrisiko mit sich bringen und
regelmäßig kontrolliert werden müssen). „Den Kandidaten nehme
ich lieber nicht“, denkt sich der Versicherer – und Ihre Träume
als selbständiger Handwerker sind mangels Versicherungsschutz
geplatzt!

Wie schützen Sie sich? Schreiben Sie
Ihrer gesetzlichen Krankenkasse (Achtung: entweder „per Brief,
vorab per Fax“ oder „per Einschreiben mit Rückschein“).
Formulierungsvorschlag:

„Sehr geehrte Damen und Herren der
XY-Kasse,

bitte übernehmen Sie eine der beiden
folgenden Formulierungen und bestätigen deren Einhaltung durch die
Unterschrift des persönlich Verantwortlichen (Unterschrift bitte in
Druckbuchstaben wiederholen!)

– Hiermit erkläre ich, …,
verantwortlich bei der GKV XY für die Datensicherheit, dass die vom
Versicherten YZ gespeicherten medizinischen Daten trotz
Online-Verbindung der Computer unserer Versicherung und
Online-Datenübermittlungen mit absoluter Sicherheit vor
Datendiebstahl – auch durch professionelle oder staatliche Datendiebe
(Geheimdienste) – geschützt sind.

oder

– Hiermit erkläre ich, …
verantwortlich bei der GKV XY für die Datensicherheit, dass die vom
Versicherten YZ gespeicherten medizinischen Daten keinesfalls auf
Online-zugänglichen Computern gespeichert und verarbeitet werden.

Falls Sie sich außer Stande sehen,
eine der beiden Formulierungen zu unterzeichnen, so werde ich
gerichtlich mit Verweis auf den Artikel 2 des Grundgesetzes (Recht
auf informationelle Selbstbestimmung) anstreben, Sie zu zwingen,
entweder die hundertprozentige Sicherheit gegen professionelle
Hackerangriffe zu bestätigen (mit persönlicher Haftung des
Verantwortlichen), oder Ihnen alternativ abzuverlangen, die
Versicherten-Daten nur noch Offline zu bearbeiten und zu speichern.
Die Datenschutzskandale der letzten Zeit geben Anlass genug, mein
Verlangen nicht als paranoid einzustufen, sondern als berechtigte
Sorge davor, dass meine Gesundheitsdaten in die Hände Unberechtigter
gelangen – mit möglicherweise weitreichenden Konsequenzen für mich
persönlich.

Mit freundlichen Grüßen

nachr.: ZDF heute journal“



Keime werden im Stall gezüchtet

Von Kranken und Kassen Posted on 27 Juni, 2015 07:45:45

Was
„Antibiotikaresistenz“ ist, wissen Sie bestimmt: Ein
Patient handelt sich – fast ausschließlich im Krankenhaus – eine
bakterielle Infektion ein, gegen die keines der gängigen Antibiotika
mehr greift. Im schlimmsten Fall verstirbt der Patient quasi an einer
„Nebenwirkung“ des Aufenthaltes in einer Klinik. EU-Schätzungen
gehen von mindestens 25.000 Toten pro Jahr in Europa durch
multiresistente Keime aus. Abhilfe? Klar, die Krankenhaushygiene
lässt zu wünschen über! Wenn das mal nicht „etwas zu schlicht
gedacht“ wäre. Die Keime entstehen nämlich kaum in den Kliniken,
sondern werden dorthin eingeschleppt: durch Patienten, Personal und
auch Besucher.

Woher
stammen sie eigentlich? Neulich habe ich in irgendeinem
Fernsehmagazin erfahren, dass Putenkeulen aus dem Supermarkt auf
multiresistente Keime getestet wurden. Ergebnis: 80 Prozent der
Produkte waren kontaminiert. Klar, der Verbraucher merkt davon
nichts, denn durch Braten oder Kochen wird den gefährlichen
Krankheits-Erregern der Garaus gemacht. Aber die Quelle der Keime
wird deutlich: Es handelt sich um die Massentierhaltung. Logisch.
Wenn Zigtausende von Hühnern und Puten oder Tausende von Schweinen
in riesigen Ställen auf engstem Raum zusammengepfercht leben müssen,
dann reicht ein erkranktes Tier aus, um eine Epidemie auszulösen
und so schnell den ganzen Viehbestand anzustecken.
Vorbeugend werden daher in der Massentierhaltung Antibiotika
eingesetzt, um Infektionen erst gar nicht entstehen zu lassen.

Durchwechseln macht resistent

Antibiotika
müssen durchgewechselt werden, weil sich gegen die einzelnen
Substanzen widerstandsfähige – also „resistente“ – Keime
entwickeln. Allerdings bleiben einzelne Krankheitsüberträger über.
Nämlich die, die eben gegen die Substanz A, B und auch C
„multiresistent“ sind. Und die gelangen unter anderem durch die
Abluftanlagen der Mast-Ställe oder auch durch den Verkauf
kontaminierter Produkte (wie zum Beispiel den oben angeführten
Putenkeulen im Lebensmittelhandel) in die Umwelt.

Bis
dahin stellt das immer noch kein Problem dar, denn unsere
körpereigene Abwehr wird selbst mit solchen speziellen Erregern
fertig. Solange der Organismus nicht geschwächt ist und sich die Zahl der
kritischen Keime, die „erledigt“ werden müssen, in Grenzen hält.
Ist allerdings die Abwehr von Herrn Müller im Krankenhaus
geschwächt, weil er sich meinetwegen gerade einer Gallenoperation
unterzogen hat, kann der Handschlag des Bett-Nachbarn, der in der
Nähe einer Geflügelfarm lebt und der die Abluft aus den
Massenställen abbekommt, gefährlich sein und multiresistente Keime
übertragen. Oder die Schwester, die Herrn Müller versorgt, hat
solch einen Keim gerade in einem anderen Patientenzimmer
aufgeschnappt und in der Hektik des personell unterversorgten
Pflegebetriebs vergessen, sich die Hände zu desinfizieren… Ein
fatales Schicksal kann seinen Lauf nehmen.

Billigfleisch fordert hohen Preis

Abhilfe?
Mehr Händedesinfektion, ja, klar. Allerdings sollte sich der Bürger
darüber im Klaren sein, dass er durch seine Gier nach Billigfleisch
wesentlicher Teil der Ursache für „Krankenhaus-Skandale“ ist.
Denn Billigfleisch lässt sich nur durch Massentierhaltung in
ausreichender Menge produzieren. Und der Gesetzgeber? Der sollte sich
nicht nur mit der Krankenhaushygiene beschäftigen, sondern müsste
konsequenterweise die Wurzel des Übels, die Massentierhaltung eben, mit ihrem enormen, aber
unverzichtbaren Einsatz an Antibiotika verbieten. Selbst wenn Fleisch
dann teurer, aber, nebenbei bemerkt, qualitativ auch wesentlich
besser wird.

Wichtig
wäre zudem, dass die Gesetzgebung das stets propagierte, aber de
facto durch Budgets sabotierte Prinzip „ambulant vor stationär“
Realität werden ließe. Solange die rationierte ambulante Medizin
durch fehlendes Honorar dazu zwingt, Patienten allein wegen ambulant
nicht finanzierter Behandlungskosten ins Krankenhaus einzuweisen,
solange trägt jeder GKV-Patient ein erhöhtes Risiko, sich einen
multiresistenen Keim einzufangen. Die Abschaffung der Budgetierung
der ambulanten Medizin würde also nicht nur Kosten einsparen – denn
eine ambulante Behandlung ist immer billiger als eine
Klinikbehandlung – sondern auch noch durch die Vermeidung von
Krankenhaus-Infektionen mit multiresistenten Bakterien Menschenleben
retten.

Sie
selbst sollten Krankenhausbehandlungen meiden, wenn sie irgendwie zu
vermeiden sind. Dazu gehören auch Behandlungen vor allem in
chirurgischen und internistischen Klinikambulanzen.



Volle Kassen ohne Risiko

Von Kranken und Kassen Posted on 06 Juni, 2015 09:11:50

Hier die gedruckte Sendung mit der Maus für Erwachsene: Heute zum Thema „Warum Sie sich als Kassenpatient
über das Morbiditätsrisiko freuen sollten. Oder auch nicht“.

Was ist das überhaupt? Dieses „Morbiditätsrisiko“?
Zu aller-erst: ein sperriges Wort. „Morbus“ ist Latein und
heißt „Krankheit“. Was ein Risiko ist, muss ich nicht
näher erläutern. Der Ausdruck „Morbiditätsrisiko“
betrifft nicht die gesundheitlichen Risiken einer Krankheit oder die
Nebenwirkungen der Behandlung, sondern allein das finanzielle Risiko,
das eine Krankheit unmittelbar mit sich bringt. Also auf gut Deutsch:
die Kosten für die Behandlung einer Krankheit. Und dass krank sein
Geld kostet, ist klar wie Kloßbrühe. In erster Linie werden das
Arzthonorar und Ausgaben für Medikamente fällig. Mittelbare
Krankheitskosten wie Lohnfortzahlung im Krankheitsfall etc. sind eine
andere Baustelle.

Wer krank ist, zahlt

Wer trägt die primären unter dem
Begriff „Morbiditätsrisiko“ gesammelten Kosten?
Hauptsächlich und ursprünglich einmal der Patient, der den Arzt
entlohnen und Geld für seine Medizin ausgeben muss. Der Ablauf ist –
zumindest bei Versicherten der Gesetzlichen Krankenkassen – sehr
simpel: Der Leidende legt seine Versichertenkarte vor und ist damit
von irgendwelchen Zuzahlungen weitgehend befreit. Das Arzthonorar
fließt von der Kasse über die Kassenärztliche Vereinigung (KV) zum
Onkel Doktor und von der Kasse über eine Verrechnungsstelle zum Herrn Apotheker.
Lediglich eine Rezeptgebühr bleibt am Patienten hängen; aber das
auch nur bis zu einer bestimmten Jahreshöchstgrenze.

Das volle finanzielle Risiko für die
Behandlungen in den Praxen liegt demnach bei den Kassen, oder? Ganz
und gar nicht: „mit befreiender Wirkung“ zahlen die
gesetzlichen Krankenversicherungen an die KVen einen bestimmten
Betrag für die ärztliche Versorgung. Als Gegenleistung haben
die Mediziner die Patienten zu behandeln. Zusatzkosten für Arzthonorare
wegen Grippewelle? Pech für die Ärzte, denn die Kassen haben sich
ja „mit befreiender Wirkung“ von vornherein freigekauft.

Gibt´s das auch bei Handwerkern?

Hm, denkt sich vielleicht jetzt der skeptische Leser. Das gibt es ja auch bei Handwerkern. Dort heißt
es „Festpreis“ und wenn’s auf der Baustelle
unvorhergesehene Schwierigkeiten gibt, dann wird das zu einem Nachteil für
den Dienstleister. Der hat sämtliche Probleme nach Abschluss eines
Festpreisvertrages finanziell auf die eigene Kappe zu nehmen. In der
Realität vereinbart deshalb fast niemand Festpreisverträge! Weil
clevere Handwerker sonst gleich so hoch pokern würden,
dass für sie – trotz aller Eventualitäten – immer noch ein lukrativer
Gewinn übrig bleibt. Logisch, oder?

Ergo wird, kann oder darf es bei Ärzten wegen dem „Kassenfestpreis“ nicht anders sein! Wäre doch ungerecht! Wenn die KV den
Kassen das Morbiditätsrisiko mit befreiender Wirkung abkauft, dann
muss das einen üppigen Preisaufschlag zu den zu erwartenden
Behandlungskosten beinhalten.

Fluch fällt auf Kranke zurück

Weit gefehlt! Schon ohne Grippewelle
sind die Vorab-Vergütungen für Erkrankungen durch die Kassen so
mickrig, dass der deutsche Durchschnitts-Kassenarztmichel pro Quartal
trotz aller ärztlichen Sparmaßnahmen incl. Budgetferien am
Quartalsende ungefähr 15 Prozent seiner Leistungen wegen
Budgetüberschreitung nicht bezahlt bekommt. Dass sich das nicht
gerade förderlich auf die ärztliche Motivation den Kassenpatienten
gegenüber auswirkt, damit der Qualität der Versorgung für
Kassenärzte schadet und zu einem Terminvergabestau führt, ist der
Fluch, der auf den Patienten zurückfällt.

Abhilfe? Das finanzielle Risiko für
die Erkrankungen muss wieder dahin, wo es hingehört: zu den
Patienten, respektive deren Kassen. Genau so, wie das finanzielle
Risiko für eine Baustelle der Bauherr zu tragen hat und nicht der
Handwerker. Anders wird es mit einer verbesserten Patientenversorgung
nichts. Der Weg dahin: Ein direktes Vertragsverhältnis Patient-Arzt,
so wie bei jeder anderen Dienstleistung auch ein unmittelbares
Vertragsverhältnis besteht zwischen dem, der anbietet und dem, der
das Angebot annimmt. Warum das ausgerechnet bei der ambulanten
medizinischen Versorgung mit Kassenpatienten nicht klappen sollte, wo
es doch fast weltweit und auch in Deutschland bei den
Privatversicherten funktioniert, ist eines der vielen
unverständlichen Rätsel des deutschen Medizinsystems.



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