Momentan wird gewählt – und zwar sind
nach sechs Jahren Periode wieder einmal die Vertreter der
Kassenärztlichen Vereinigungen in Bayern dran, die dann ihre drei
Vorsitzenden küren. Gähn – interessiert eh keinen. Sollte es aber,
falls Sie Kassenpatient oder auch Kassenarzt sind. Warum?

Grobe Orientierung für nicht in die
Thematik involvierte Personen: Was treibt so eine Kassenärztliche
Vereinigung, kurz „KV“, gleich nochmal? Sie empfängt von
den gesetzlichen Krankenkassen jene 85 Prozent Honorar, die die
Kassen nach eigener Willkür für die zu hundert Prozent erbrachten
ärztlichen Leistungen zu bezahlen bereit sind – ich hab mir
diesbezüglich bereits des öfteren die Seele aus dem Leib
geschrieben…

15 Prozent weniger Honorar für Ärzte

Egal. Nochmal: die
Kassenleistungserbringersklavenärzte schuften im
Quartalsdurchschnitt bei 100 Prozent Leistung und 100 Prozent
Verantwortung für 85 Prozent Honorar. Die fehlenden 15 Prozent
werden „Budgetüberschreitungen“ genannt. Kassenärztliche
Vereinigungen reißen sich das zu knappe Geld von den Kassen unter
den Nagel und verteilen es in reduziertem Maße unter den Ärzten.
Ansonsten tun sich KVen so ähnlich wie die EU in Brüssel hervor:
Man widmet sich – ganz wie im Endlager für politische
Totalversager – der Erfindung fantasievoller Regeln …

Der Job als Vorsitzender so einer
Behörde bringt sicher viel Verantwortung mit sich – oder? Nun, wie
man es nimmt. KVen sind Körperschaften des öffentlichen Rechts. Man
tanzt nach der der Pfeife des Landesgesundheitsministeriums. Eigener
Gestaltungsspielraum? Klar, wenn zum Beispiel neue Büromöbel
angeschafft werden müssen. Ansonsten bemüht man sich, die Vorgaben
der Politik praktisch umzusetzen und hält die Klappe. So wie eben in
allen Ämtern.

Was verdient so ein bayerischer
KV-Spitzenfunktionär? Ich kann es Ihnen nicht sagen, ohne bösartig
zu werden oder von mittelalterlichen Folter-Instrumenten zu träumen.
Ach so: Sie meinten, wie viel Geld er pro Jahr einnimmt?
Entschuldigung.

Reicher als die Bundeskanzlerin

Laut Deutschem Ärzteblatt am 4. März
2016: (https://www.aerzteblatt.de/callback/image.asp?id=73264)
bekommen der 1. Vorsitzende Krombholz und der 2. Vorsitzende Schmelz
der KV Bayern je 279.528 €. Die 3. Vorsitzende Enger erhält
255.333 € – für drei Tage pro Woche in München. Zwei Tage führt
sie ihre internistische Praxis in Neutraubling weiter.

Nur so zum Vergleich verbindliche Infos
vom Bund der Steuerzahler:
(http://www.steuerzahler.de/wcsite.php?wc_c=8697):
Bundeskanzlerin Merkel kommt auf 228.655 € im Jahr,
Bundesgesundheitsminister Gröhe auf schlappe 179.337 € p.a.

„Na, Frechheit, da werden die drei
Spitzenfunktionäre der Kassenärzte in Bayern letztlich mit
Beitragsgeldern der Kassenpatienten höher bezahlt als die
Spitzenpolitiker der Republik“, werden Sie sich jetzt denken – „und
wenn ich mal eine Massage will, dann mauert mein Arzt aus Angst vor
der AOK!“

Hm, um das zu verstehen, muss ich Ihnen
die beiden wesentlichen Funktionen eines KV-Funktionärs verraten,
die ihn für Politik und Ärzteschaft so wichtig und daher so
„wertvoll“ machen.

Üppiges Schmerzensgeld für den „Watschnmann“

Erstens: Politikern dient der
KV-Spitzenfunktion als oft strapazierter „Watschnmann“ für alle
Fälle. Ist Ihnen in den letzten Jahrzehnten schon einmal ein
Gesundheitspolitiker aufgefallen, der im Klartext politische Fehler
im ambulanten System anprangerte? Gewiss nicht. Es heißt doch immer,
dass die ärztliche Selbstverwaltung – das ist die KV – versagt
hat. Kann sie aber gar nicht, denn sie muss schlicht jede Idiotie
umsetzen, die die Politik befiehlt. Man denke an
Terminvergabestellen, bei denen kaum jemand anruft, deren Personal
aber aus Beitragsgeldern finanziert wird.

Weil der deutsche Michel
solchen Humbug jedoch nicht durchschaut, kann sich die Politik
reumütige „Verantwortungsnehmer“ für den Fall unangenehmer
Fragen leisten. Das sind die KV-Funktionäre, praktischerweise aus
den Beitragsgeldern der Versicherten und nicht aus dem Staatshaushalt
finanziert. Einem Menschen, der sich hinstellt und sämtlichen Unsinn
auf seine Kappe nimmt, gebührt eben ein ordentliches Schmerzensgeld.

Zweitens: Ärzte geben die Hoffnung
nicht auf, dass sich ihre Situation verbessert. Dass sie also zum
Beispiel eines Tages für hundert Prozent Leistung nicht nur 85,
sondern hundert Prozent Honorar bekommen.

Hinterfotzige Taktik

Dafür braucht es
Vertraute, die der breiten Kassenärzteschaft vorgaukeln, sie würden
sich in ihrer Eigenschaft als KV-Funktionär für dieses Ziel
einsetzen. Wohl wissend, dass gerade sie gar nicht die Möglichkeit
haben, etwas zu bewegen! Sie sind und bleiben Vorsitzende einer
Körperschaft des öffentlichen Rechts und damit der Politik
gegenüber weisungsgebunden. Geballtes Pseudoengagement beweist
jahraus-jahrein vor allem Dr. Ilka Enger – die dritte Vorsitzende der
KV Bayern – und hält damit ganz im Sinne der Politik die grummelnde
ärztliche Basis ruhig.

Die hinterfotzige Taktik einer
vermeintlichen Fürsprecherin der Ärzteschaft wird mit reichlich
Silberlingen fürstlich belohnt. Die teuer bezahlte Verdummung der
ärztlichen Basis funktioniert offenkundig, wenngleich sich jeder
Kassenarzt nur die schlichte Frage stellen müsste, was denn die
verbale Dauerpräsenz jener Dame ihm persönlich in den letzten sechs
Jahren konkret gebracht hat?

Nun zu Ihnen, lieber mündiger Bürger!
Ja ja, machen kann man eh nix, gell… Wenn die Kassenversicherten
auf ihre Kassen einwirken und darauf bestehen würden, ihre
Rechnungen beim Arzt direkt bezahlen, so wie sie das in der
Autowerkstatt (in der Regel viel teurer als der Arzt!), beim Friseur,
im Restaurant – ja in praktisch allen Lebensbereichen auch tun, dann
bräuchte es keine Kassenärztlichen Vereinigungen mehr.

Eine erschreckend simple Lösung. In
Deutschland müsste man sich nur so verhalten wie die Menschen im
größten Teil der restlichen Welt. Wir hätten sogar eine
„Volkstribunin“, und zwar eine echte: Schauen Sie doch mal auf
die Facebookseite der Autorin und Publizistin Renate Hartwig:
https://www.facebook.com/renate.hartwig.5?fref=ts.