Ein „Ärztetag der Harmonie“ in
Frankfurt/Main im Wonnemonat Mai 2015. Und was wurde Weltbewegendes
beschlossen? Natürlich: Nichts! Motto: Wir haben uns alle lieb – weitermachen
wie bisher. Soviel inhaltsarme Harmonie war auch der Süddeutschen Zeitung eine kritische
Würdigung wert
(http://www.sueddeutsche.de/gesundheit/aerztetag-medizinisches-wunder-1.2476668).

Haben sich etwa berufspolitische
Verbände positioniert, um den Präsidenten der Bundesärztekammer, Montgomery,
mit unbequemen Fragen unter Druck zu setzen? Nein nein. Der Mann erhielt 161
von 230 Stimmen und wurde glatt wiedergewählt. Dass Montgomery bei der Novelle
der Gebührenordnung (GOÄ) einerseits die Interessen der Ärzteschaft gegen die
privaten Krankenversicherer (PKV) vertreten muss, andererseits als Aufsichtsrat
der hundertprozentigen AXA-Tochter „Deutsche Ärzteversicherung“ von einem
PKV-Unternehmen Geld erhält, stört offenkundig niemanden. Gab es wenigstens
kritische Nachfragen oder gar die Aufforderung zur Abwahl aus den Reihen der
Delegierten der ärztlichen Berufsverbände (BFAV/BVNF) und der Freien
Ärzteschaft (FÄ), die von dieser Interessenverquickung wissen? Nicht die Bohne!
Ganz nach dem Motto: Wahrst du meinen Besitzstand, dann wahre ich den deinen.

Eine Handvoll Protestanten

Aber was war mit dem angekündigten
lauten Protest vor dem Ärztetagsplenum – organisiert vom BFAV/BVNF – zu dem in
Massen Mediziner nach Frankfurt strömen sollten? Ja, klar,… So an die 150
Teilnehmer werden es schon gewesen sein… Das hat die Politik und die
berufspolitischen Apparatschiks in der Ärzteschaft sicher schwerstens
beeindruckt. Schade um die Zeit der Teilnehmer.

Und die Moral von der Geschicht‘:
Den Ärzten, die immer noch glauben, die Situation der ambulanten medizinischen
Versorgung wird sich dank der ärztlichen Berufspolitik verbessern lassen, ist
schlicht nicht mehr zu helfen. Wer die Augen vor der Realität verschließt, der
braucht sich über spezifische Konsequenzen nicht zu beklagen. Patienten sollten
nicht darauf hoffen, dass die ärztliche Berufspolitik eine Verbesserung in punkto
Versorgungssituation erreichen wird. Wer als Patient will, dass sich eine
wohnortferne medizinische Versorgung in speziellen Versorgungszentren zum
Nutzen der Gesundheitskonzerne
durchsetzt und hinnimmt, dass seine eigenen Interessen als Patient auf der
Strecke bleiben, muss ebenfalls nichts tun. Wer allerdings – egal ob als Arzt
oder als Patient – wirklich ein Ende des politisch gewollten „Weiter so im
Interesse der Konzernmedizin“ anstrebt, der sollte sich wehren. Ein erster
Schritt dazu ist der Beitritt zu Renate
Hartwigs Verbraucherschutzorganisation „Bürgerschulterschluss“
(http://www.patient-informiert-sich.de/)