Momentan lese ich mit Begeisterung Herfried Münklers neuen Wälzer: „Der Dreißigjährige Krieg: Europäische Katastrophe, deutsches Trauma 1618-1648“. Gerade bin ich bei der Schlacht am Weißen Berg und habe gelernt, dass eine menschliche Eigenschaft offenkundig zeitlos unrichtig ist: Sparsamkeit am falschen Fleck!

Sie erinnern sich? Die Truppen des pfälzischen Kurfüsten und frisch gekürten böhmischen Königs Friedrich waren zwar numerisch etwas unterlegen, hätten aber wegen der wesentlich besseren Stellung oben auf dem Weißen Berg gegen Tillys Verbände siegen können, wenn sie nicht dermaßen demotiviert gewesen wären!

Erst protzen, dann knausern

Mit Sold gingen die böhmischen Kriegsherren nämlich knauserig um. Die katholische Liga und die Österreicher ließen mehr springen, was sich positiv auf den frontalen Bewegungsdrang ihrer Soldaten auswirkte. So manch armen Teufel von Friedrichs Gnaden mag es sauer aufgestoßen haben, als er beim Blick auf sein karges Salär an den kurz zuvor erfolgten prunkvollen Einzug des neuen böhmischen Königs Friedrichs in Prag dachte. Ein Brimborium, bei dem Geld keine Rolle spielte.

Der Fortgang der Geschichte ist bekannt: Friedrichs Herrschaft in Prag war nach der Schlacht gleich wieder beendet. Wegen seiner kurzen Zeit als Regent wurde er fortan der „Winterkönig“ genannt.

Ab ins Forum

Kommen wir nun zum geschlossenen Ärzteforum „Coliquio“. Dort gibt es derzeit einen Thread über das Für und Wider grüner Rezeptformulare im Vergleich zu Privatrezepten. Alles dreht sich um Verordnungen von Medikamenten für Kassenversicherte, die „auf Kasse“ nicht verordnet werden dürfen.

Ein mitschreibender Allgemeinarzt bringt es auf den Punkt: „Grüne Rezepte erhalten Sie kostenlos, Privatrezepte müssen Sie kaufen“. Grüne Rezepte seien oft Geschenkartikel der Pharmaindustrie, wenn nicht verordnungsfähige Präparate beworben würden.

Der Pfennig ist keinen Cent wert

„Wer den Pfennig nicht ehrt, ist den Taler nicht wert“ heißt ein altes Sprichwort aus meiner frühen Jugend. Der berühmte Börsenspezialist André Kostolany hat den Spruch aber bereits sinnvoll verdreht: „Wer den Pfennig ehrt, ist die Mark nicht wert!“

Der Gehalt der Aussage des mahnenden Mediziners lässt tief blicken in die Krämerseelen der deutschen Ärzteschaft: Da wird wegen der Kosten für (selten verwendete) grüne Rezeptformulare um den Pfennig gefuchst – aber Quartal für Quartal gottergeben hingenommen, dass tausende von Euro mit der Zauberformel „Überschreitung des Honorarbudgets“ schlicht ersatzlos gestrichen werden. Für reell geleistete und abgerechnete Arbeit, wohlgemerkt!

Sklaven, vereinigt euch!

Liebe Kolleginnen und Kollegen Kassenarztsklaven! Vielleicht solltet Ihr euch endlich auf das Wesentliche konzentrieren und einen neuen Verband mit konsequenten, KV-, Kammer- und sonstigen verbandsbefreiten Funktionären gründen:
Einen „Bundesverband für freie Kassenärztliche Vereinigungen“:

– für das Ende der Zwangsmitgliedschaft in der KV

– für eine Direktabrechnung Arzt-Patient.

– und für eine Durchsetzung der Interessen der Verbandsmitglieder mit Hilfe von renommierten Spitzenjuristen vor Gericht, erforderlichenfalls bis hin zu den Europäischen Gerichtshöfen.

Klotzen, nicht kleckern!

Anmerkung: Wenn Ihr meint, an den Juristen sparen zu müssen – dann lasst es lieber gleich ganz. Wer Pfennige – besser gesagt Cents – fuchst, kann heute wie damals auf dem Weißen Berg keinen Krieg gewinnen! Dann verzichte lieber jeder Medicus weiter Quartal um Quartal auf mehrere tausend Euro. Hauptsache: am grünen Rezept wird gespart!