Stellen Sie sich vor, Sie sind Herr Armer und haben Rechtsstreitigkeiten mit Ihrem Nachbarn, Herrn Vermöglich – sagen wir, wegen eines gemeinsam geplanten Bauvorhabens. Sie wenden sich vertrauensvoll an die renommierte Anwaltskanzlei Blöd, spezialisiert auf Baurecht. Ihr Nachbar wird Mandant der nicht minder geachteten und geschätzten Kanzlei Pfiffig. Was Sie nicht wissen: Ihr Advokat Blöd erledigt regelmäßig Jobs für die Kanzlei Pfiffig und wird aus diesem Grund von Ihrem juristischen Widersacher nicht eben kleinlich entlohnt.
Rechtsanwalt Blöd spricht zu Pfiffig: „Lieber Kollege, die Sache mit der Klage Armer ./. Vermöglich ist doch recht umfangreich. Wir müssen uns doch nicht beide durch den Sachverhalt wühlen, oder? Wie wäre es denn, wenn Sie, lieber Pfiffig, die kompletten Akten lesen, ich zahle einen Betrag dazu, und Sie verfassen nicht nur die Schriftsätze für Ihre Partei Vermöglich, sondern – bei Ihrer Sachkenntnis – für meine Partei Armer gleich mit?“ Was Wunder: Pfiffig jubelt über die prima Idee – und so läuft’s dann auch.
Ein abgekartetes Spiel
Kurz vor dem Gerichtstermin Vorbesprechung mit Ihnen. Rechtsanwalt Blöd beichtet: „Entschuldigung, Herr Armer, mir fehlt der Durchblick. Die ganze Sache hat Pfiffig erledigt, er hat mir erst vorgestern sämtliche Schriftsätze zukommen lassen. Das sind ja über 700 Seiten – da bin ich noch nicht durch …“ – Nun bleibt Ihnen die Spucke weg, oder?!
Auflösung des Trauerspiels: Herr“Armer“ symbolisiert die Ärzteschaft, vertreten durch die Bundesärztekammer „Blöd“ bei der Aushandlung der neuen Gebührenordnung (GOÄ). Kontrahent sind die privaten Krankenversicherungen (in dieser Geschichte Herr Vermöglich), vertreten durch den PKV-Verband „Pfiffig“. Hat sich nicht die Verhandlungsführung der Bundesärztekammer tatsächlich entblödet, den PKV-Verband um die Erstellung der neuen GOÄ zu bitten und den Ärzten bisher suggeriert, es komme etwas ganz Wunderbares heraus? Nun liegt der Text erstmals komplett der Gebührenordnungskommission der Bundesärztekammer vor! Die betreffenden Damen und Herren müssen nach schlappen zwei bis drei Jahren „Verhandlungen“ (!!) fast vom Stuhl gefallen sein und das Opus als schlicht unbrauchbar abgelehnt haben.
…halt mal machen lassen
Der Hauptverhandlungsführer der Ärzte, Windhorst, verteidigte sich mit dem Argument, man habe die privaten Versicherer halt mal machen lassen, er kenne das ganze Werk ja auch erst seit drei Tagen. Dann trat er zurück. Der Vollständigkeit halber sei an dieser Stelle erwähnt, dass Ärztekammerfunktionäre en gros in verschiedenen Aufsichtsräten und Beiräten sitzen, die von den privaten Krankenversicherern finanziert werden…
Noch Fragen? Ich jedenfalls bin restlos bedient!
Nehmen wir einmal an, dass es sich im Berufsalltag um „professionell“ agierende Mediziner handelt, die zudem „Führung“ in chefärztlichen Funktion umzusetzen wissen … aber wie gehen sie mit „Niederlagen“ um, was in der Medizin zumeist mit dem Begriff „Todesfall“ verknüpft sein dürfte?
Können solche Ereignisse Funktionäre in Deutschland zum Rücktritt bewegen?
Ein singulärer Fall dazu war dieser:
http://www.arztwiki.de/wiki/Hans_Joachim_Sewering