Die Zukunft des Gesundheitswesens: Turbo-Kapitalismus – oder „DDR light“?
Beide Annahmen stimmen, wenn man das gute alte volkstümliche (und gastroenterologische) Sprichwort zugrunde legt, das da lautet: „Wichtig ist, was hinten rauskommt!“
Ärzte und Patienten erleben und erleiden eine fatale Entwicklung im Gesundheitssystem – und zwar hier und jetzt! In einer Turbo-Kapitalismus-Variante, der die Politik durch Quasi-Sozialismus den Boden bereitet. Das Rezept mit einseitig erwünschten Nebenwirkungen: Einheits-Billig-Versorgung für alle, damit für die Bonzen möglichst viel übrig bleibt.
Gegen solche Tendenzen half noch immer ein solider Mittelstand. Das haben Turbo-Kapitalisten vom Schlage eines Eugen Münch erkannt. Eugen Münch? Das ist jener gelernte Müller und studierte Betriebswirt, der die „Rhön-Klinikums-GmbH“ gründete, später in eine Aktiengesellschaft umwandelte und so zum Multimillionär wurde. Erfolgsmenschen dieses Kalibers sind natürlich als Einflüsterer bei Politikern begehrt und suggerieren unserer Polit-Mediokritas dann, dass es den Quasi-Sozialismus braucht im medizinischen Versorgungssystem.
Fertige Lösungen im Angebot
Wegen zwei Effekten: Erstens macht es all die großen und kleinen Münchs im System für die Politiker unverdächtig. Wer eine gute medizinische Versorgung für den kleinen Mann zu wollen heuchelt, wird zuerst einmal als Wohltäter der Menschheit angesehen, auf den zu hören für gewählte Volksvertreter ratsam ist. Und das umso mehr, weil diese Typen ihre eigene Pseudowissenschaft „Gesundheitsökonomie“ erfunden haben und als Gesundheits-Ökonomen von eigenen Gnaden dann gestressten Politikern das Nachdenken über das ach so komplexe System abnehmen. Geliefert werden fertige Lösungen!
Wenn dann, zweitens, die Hörigkeit der Politik gegenüber den Turbo-Kapitalisten und den von ihnen bezahlten Gesundheitsökonomen groß genug ist, lässt es sich beinahe mühelos auf die Politik einwirken. Die lästigen Ertragsbremser für Medizinkonzerne, diese selbstständigen Ärzte, werden langfristig „hinweg-eliminiert“. „Den Hausarzt vor Ort wird es in Zukunft nicht mehr geben“, konstatierte Münch im März 2015 auf einem Gesundheitskongress in Köln. Tja, denkt sich unsereiner: Ist es aus Sicht der Gesundheitsökonomen tatsächlich besser, statt Praxen mit selbständigen Ärzten Medizinische Versorgungszentren mit einem Dutzend angestellter Ärzte einzurichten?
Risiko-Patienten? Nein Danke!
Diese MVZ’s wären praktischerweise in der selben Trägerschaft wie das benachbarte Krankenhaus und würden dort zuverlässig die Klinikbetten durch Einweisung nach Bedarf füllen. Was wie und in welchem Umfang behandelt wird, bestimmt selbstverständlich die Verwaltungsleitung – im MVZ wie in der Klinik. Bloß nichts annehmen, was sich unter dem Strich als Draufzahlgeschäft erweisen könnte! Risikopatienten – nein danke! Dafür gibt es schließlich noch die Krankenhäuser in öffentlicher oder kirchlicher Trägerschaft. Die müssen schließlich Aktionären keine Gewinne präsentieren!
So resultiert für die Turbo-Kapitalisten eine maximale Gewinnspanne: Bei Billig-Versorgung für den deutschen Durchschnittsmichel bleibt für die großen Haie am Ende der Nahrungskette umso mehr über: Eugen Münch hat’s vorgemacht. Und darin sind sich tatsächlich Kommunismus und Kapitalismus gleich: Eine abgehobene Führungskaste ganz weit weg vom Rest der Menschheit lässt es sich gut gehen auf Kosten von Otto Normalverbraucher. Turbo-Kapitalismus für „die da oben“ und „DDR light“ für den deutschen Durchschnittsmichel.
Das Problem ist, dass auch im besten aller Gesundheitssysteme Ärzte Fehler machen. Wenn der Kopfschmerz sehr plötzlich und sehr heftig einsetzt, dann ist das immer ein Grund, einen Patienten sofort in eine Klinik wegen des Verdachts auf eine Hirnblutung (SAB) einzuweisen. Vor einiger Zeit hatte ich eine Patientin zu begutachten, bei der es trotz neurologischer Ausfälle (Schwäche in einem Bein) vier Tage gedauert hat, bis die richtige Diagnose Hirnblutung gestellt wurde – zuvor hatten sie der Bereitschaftsdienstarzt am Wochenende und die Hausärztin am Montag gesehen und eine Migräne vermutet. Trotz der Verzögerung hat es die Patientin folgenlos überstanden. Das Leben ist immer lebensgefährlich, wie Erich Kästner gesagt hat. – Einzelschicksale, so tragisch sie auch immer sind, sagen nichts aus über die Tauglichkeit des Gesundheitssystems. – Um ärztlich tätig zu sein, braucht es eine Zulassung als Arzt = Approbation, und ansonsten rein formal nichts weiter. Absehbar ist, dass sich die medizinische Versorgung bei zunehmendem Ärztemangel (Überalterung der Berufsgruppe, hoher Frauenanteil beim Nachwuchs) weiter erheblich verschlechtern wird.
Sehr geehrter Herr Dr. Nunhofer,ich bin durch Zufall auf diese Seite gestoßen und kann Ihnen nur zustimmen.Missstände in der Gesundheitspolitik sowie in unserem Gesundheitssystem haben auch wir auf tragische Weise erfahren müssen und wir stehen, wie Sie es beschreiben, – auf weiter Flur alleine. Meine Nichte durfte nur 18 Jahre alt werden. Weil sie unter unerträglichen Kopfschmerzen und Übelkeit litt, fuhr ihre Mutter mit ihr ins Krankenhaus. Sie wurde, statt in die Notaufnahme zum hausärztlichen Bereitschaftsdienst geschickt ( dies erfuhren wir aber erst viel später) Der Arzt untersuchte sie kurz ( schaute in Mund und Ohren, drehte ihren Kopf nach allen Seiten ) verschrieb ein Schmerzmittel und schickte sie mit der folgenschwere Fehldiagnose Migräne nach Hause. Sie starb an den Folgen einer Hirnblutung. Dieser Arzt ist – nicht im Bundesarztregister eingetragen
– hat keine Kassenzulassung – hat keine vertragsärztliche Zulassung, somit kein Mitglied der KV
– ist in keinem Krankenhaus angestellt
– ist nicht niedergelassen / ist dies nicht Voraussetzung honorarärztliche Tätigkeit ?????- die Ziffer 8+9 seiner Arztnummer lautet 00 = ungültiger FachgruppencodeEr war wohl immer auf Honorarbasis als Betriebsmediziner tätig. Trotz intensiver Bemühungen konnten wir nicht in Erfahrung bringen ob er überhaupt eine abgeschlossene Weiterbildung hat. Diese Auskunft wird uns von Seiten der KV sowie Ärztekammer aus Datenschutzgründen verweigert. Die Staatsanwaltschaft ermittelt nun seit 1,5 Jahren, sie vertreten anscheinend die Ansicht, dass er Aufgrund seiner Approbation zur Leistungserbringung berechtigt war. Sie haben bisher keinerlei weitere Unterlagen angefordert, stattdessen hat der zuständige Staatsanwalt bei unserer Anwältin angefragt, ob wir die Anzeige zurück nehmen würden! Der Notfallvertretungsschein wurde nachtäglich mit angeblich vorgenommen Untersuchungen ergänzt, das Original wurde bis heute nicht angefordert. Es drängt sich immer mehr der Verdacht auf, dass gar kein Interesse an Aufklärung besteht…….. WARUM ????? Wenn doch alles in Ordnung ist und dieser Arzt tatsächlich über die nötigen Qualifikation verfügt……. All dies, all die offenen Fragen, lassen uns einfach nicht zur Ruhe kommen. Der Gedanke, sie könnte noch bei uns sein machen unseren Verlust noch unerträglicher. Warum hat dieser Arzt die
Symptome nicht richtig gedeutet ? Warum hat er kein MRT veranlasst, man hätte die Warnblutung erkannt, sie hätte operiert werden können, sie hätte eine Chance gehabt!