Wer sich mit Gesundheitspolitik beschäftigt, ist sicher schon einmal über den Namen Dr. Ellis Huber gestolpert: Mediziner, ohne den Beruf praktisch je ausgeübt zu haben, aber immer in der Gesundheitspolitik aktiv, sei es als Organisator alternativer Ärztetage, Buchautor, Präsident der Ärztekammer Berlin oder Krankenkassenvorstand – dabei stets chic links, wie es sich ziemt.

In einem Posting am 28.12. im geschlossenen Ärzteforum „Hippokranet“ versuchte der Huber Ellis die Ärzte zu überzeugen, dass es ohnehin kaum einen Unterschied zwischen den Ausgaben der gesetzlichen und der privaten Versicherer pro Patient und Jahr gebe, es uns Niedergelassenen also an sich schnuppe sein könne, wenn die Privatversicherung einer Bürgerversicherung zum Opfer falle:

„Mehr oder weniger“ sollte beziffert werden

„…. In der Realität finanziert die PKV pro Versicherten in der Krankenkassen-Vollversicherung nach eigenen Angaben 2.950 Euro pro Jahr… Die GKV stellt in 2015 205 Milliarden bereit und das sind … etwa 2.905 pro Versicherten. … Der Unterschied ist nur der, dass die PKV etwa 1,5 Milliarden mehr ambulant und dafür 1,5 Milliarden weniger stationär aufwendet.“ (http://www.hippokranet.com/de/forums/thread/16/88322/838674).

Dieses „mehr ambulant und weniger stationär“ sollte sich beziffern lassen. Da hilft ein Blick in „AOK Zahlen und Fakten 2015“. Dort ist auf S. 3 „Basisdaten“ aufgeführt: „Ärzte, GKV-Ausgaben je Versicherten: 487,35 €“. (aok-bv.de/imperia/md/aokbv/aok/zahlen/zuf 2015 web.pdf).

Mit dieser Zahl wird klar: bei „Die Privaten zahlen im Grunde auch nicht mehr als die Gesetzlichen“ handelt es sich um eine scheinheilige Suggestion, die es in dieser Form gegenüber den niedergelassenen Ärzten nicht geben darf, denn von den 2.905 Euro pro Jahr der gesetzlichen Kassen landen abzüglich der 487 Euro 2.418 Euro in den Krankenhäusern.

Verlagerung von ambulant nach stationär wird erzwungen

Was hat der niedergelassene Arzt davon – und was vor allem dem Patient??
Die privaten Versicherer investieren bei ihren Ausgaben laut Herrn Huber weit mehr in die ambulante Medizin, also die niedergelassenen Ärzte. Die gesetzlichen Kassen hingegen können nicht wirtschaften, beharren der Politik gegenüber auf eine budgetierte und damit rationierte ambulante Medizin und erzwingen so eine Verlagerung der Behandlung von ambulant nach stationär. Wenn das nicht die Kosten treibt!

Ein Drittel aller Klinikaufenthalte von Kassenversicherten könnte bekanntermaßen vermieden werden, wenn der Budgetdruck nicht manche Einweisung aus wirtschaftlichen Gründen (die gelten nämlich auch für die Ärzte, nicht nur für die Kassen!) erzwingen würde. Wenn die Untersuchungen und die Behandlungen des Patienten viel mehr Aufwand verursachen als die knappen Mittelzuteilungen der Kassen abdecken, dann wird der Patient eben stationär eingewiesen. Und so gesehen bekommt der GKV-Patient für das Geld, das seine Kasse in ihn investiert, natürlich schon mehr als mancher privat Versicherte, nämlich eine stationäre Behandlung mit Verpflegung und manche Krankenhauskeim-Infektion obendrein.

Rationierung als Kostentreiber

Das alles ist zwar überflüssig, dient nicht dem Wohl des Patienten und auch nicht dem Finanzpolster der Krankenkasse – aber soweit reicht das Hirn der gesetzlichen Krankenkassenfunktionäre nicht – und das der Gesundheitspolitiker schon gar nicht. „Ambulant vor stationär“ predigen die Damen und Herren gesetzlichen Krankenkassenmanager gerne. Gesundheitspolitiker sowieso. Dass die Regelungen im Sozialgesetzbuch Kapitel V, insbesondere die Budgetierung (= Rationierung) der ambulanten Medizin genau zum Gegenteil führen und damit insgesamt die Kosten treiben, lässt sich mit den Zahlen oben belegen. Ellis Huber sei Dank!

Warum es mit den privaten Krankenversicherern trotz allem so nicht weiter gehen kann und wir wohl oder übel um eine Bürgerversicherung nicht herumkommen, werde ich Ihnen demnächst erklären.